Abenteuer Südsee (Teil 6)
- Ilka Leonie
- 5. Sept. 2017
- 16 Min. Lesezeit
Der letzte Teil! Meine lange abenteuerliche Reise geht zu Ende.
Fast 4 Monate Crew auf einem piratigen Segelschiff. Quer durch die Südsee! Wow. Doch noch bin ich nicht angekommen und das ein oder andere Drama lauert noch irgendwo hinter einer Ecke. Mein Kapitän Gerd erkrankt und wir sind Mitten auf dem Meer!
Geht das gut aus?
Wir werden sehen...
Für die, die die vorherigen Teile noch nicht gelesen haben: Ich hatte die Ehre 4 Monate Crew auf einem wunderschönen Segelschiff sein zu dürfen! Wir sind von Dili (Osttimor) nach Gizo (Salomonen) gesegelt! Es war eine spannende, verrückte, schöne und auch anstrengende Zeit und ich würde euch gern daran teilhaben lassen.
Viel Freude beim lesen!:)
Blau, überall blau.
(Mittwoch, 24.02.2016)
Wir sind jetzt 26 Meilen von Rabaul entfernt. Eigentlich wollten Thiemo und Manuele ja abhauen aber Thiemo hat es sich jetzt doch anders überlegt. Er möchte mit bis nach Gizo. Das ist eine der ersten Inseln der Salomonen. Gerd war da wohl schon öfter und hat auch Freunde dort. Soll ein sehr interessanter Ort sein. In Gizo will Gerd dann auch erst mal ein Weilchen bleiben bis es ihm besser geht. Es geht also nicht mehr weiter bis nach Honiara. Ich werde dann in Gizo wohl schnell mal nach nem Flug suchen und dann etweder direkt von Gizo fliegen oder von Gizo nach Honiara mit einer Fähre und dann von dort aus fliegen. Ich freu mich richtig auf Zuhause. So ein Seefrauenleben ist nämlich auch ganz schön anstrengend. Quasi ein 24 Stunden Job. Man muss immer aufmerksam sein. Aber all das lohnt sich alle mal! Und es ist auch gut so, das man etwas zu tun hat sonst würde man sich ja zu Tode langweilen! Ich bin persönlich sehr stark gewachsen durch diesen Trip. Es hat mir unglaublich viel gebracht hier mit dabei zu sein, und auch jetzt noch ist dieses Abenteuer unglaublich Lehrreich für mich. Auch dank meinem wunderbaren Kapitän der eigentlich das Abenteuer in Person ist. Jedenfalls stoppen wir ja jetzt doch nicht in Rabaul, dafür aber wahrscheinlich auf treasury island. Und vielleicht noch auf new ireland. Beides kleine Inselchen. Ich bin jedenfalls sehr gespannt wann wir in Gizo ankommen. Vielleicht bin ich in drei Wochen ja schon zuhause. Snoopys 17. Geburtstag verpasse ich aber glaube ich.
Ah, da fällt mir gerade noch was zu Muschu island ein! Auf der Insel hatten sie Haustiere. Keine Katzen. Nein, auch keine Hunde. Schweine! Awww!!! Alle hatten sie Namen und mit ihnen konnte man ausgiebig schmusen wie mit Hunden. Sie waren total zahm und sind komplett frei auf der Insel umher gelaufen. War sehr schön anzusehen. Gerd hat davon übrigens auch viele Fotos gemacht, ich glaube euch werden die Augen rausfallen wenn ihr das seht!


Ich glaube jetzt sind wir schon wieder so 5 Tage unterwegs. Und wenn man so lange auf einem Schiff lebt, mitten im Pazifik, dann kann es schon mal passieren das einen die Langeweile überkommt. Wenn wir Segeln schlafe ich ziemlich viel. Klar, ab und zu muss man die Segel wechseln, Nacht- & Tagwache halten, mal ein paar kleine Dinge erledigen, wie irgendetwas feilen oder nähen. Aber sonst gibt es eigentlich nicht viel zu tun. Und immer wenn ich anfange etwas zu lese, schlafe ich nach wenigen Seiten ein. Zumindest passiert mir das sehr oft. Man hat irgendwie so eine Grundmüdigkeit. Gerd meint das sei bekannt unter Seglern. Liegt vielleicht auch daran das der Körper 24 Stunden am ausbalancieren ist weils ja immer so schaukelt. Mal mehr mal weniger :)! Mit der Essenssituation bin ich momentan übrigens ziemlich unzufrieden. Wir haben grad nur irgendwelches ungesundes Zeugs. Meist ernähre ich mich einfach von Kokosnüssen und Früchten aber das geht jetzt leider auch so langsam zu Neige. Ich freu mich echt wieder auf gutes gesundes Essen. Überraschenderweise ist PNG auch echt richtig teuer. Eine Packung Haferflocken sind 20 Kina und das sind ca. 5 Euro! Das muss man sich mal überlegen. Und das obwohl die Menschen hier im Schnitt nur etwas 2500 Us Dollar im JAHR verdienen. Da ist es ja wirklich kein Wunder das hier jeder alles selbst anbaut und nur das allernötigste einkauft. Eigentlich finde ich das ja garnicht so schlecht. Ganz im Gegenteil. Wir brauchen zuhause auch unbedingt wieder ein Gemüsebeet! Ein Hochbeet vielleicht? Unsere Tomatenpflanzen hier wachsen jetzt auch solangsam mal. Wir mussten sie bisher mehrmals neu sähen weil sie immer entweder zuviel Regen oder zuviel Sonne abbekommen haben. Jetzt stehen sie aber im Pilothouse, da müsste es klappen.
Plötzlich nurnoch zu zweit?
Ich weiß leider wiedereinmal nicht was für ein Datum wir heute haben. Möglicherweise ist so der 28. Februar. Mein Handy gibt leider momentan den Geist auf. Vielleicht die ganze Meerluft und die Hitze oder so. Hier ist momentan sehr viel im Gange. Wir haben Rabaul ja ausgelassen weil Thiemo glücklicherweise entschieden hat doch noch mit zu den Salomonen zu kommen. Manuele hat sich zwar sehr dagegen gesträubt weil er ja unbedingt in Rabaul raus wollte, aber dieser Hafen gilt unter Seefahrern auch als gefährlicher Hafen und umso weniger Crew wir sind umso unsicherer ist es in solche Häfen einzulaufen. Daher haben wir uns dafür entschieden Rabaul der Sicherheit zu Liebe auszulassen. Im Grunde haben wir ja sowieso alle gesagt das wir Crew sind und zwar bis zu den Salomonen. Da muss Gerd sich ja auch drauf verlassen können. Allein gelassen zu werden mit einem Schiff dieser Größe ist nicht gerade wünschenswert. Einfach so abhauen ist also nicht, finde ich sowieso merkwürdig das einem das überhaupt in den Sinn kommt. Also sind wir an Rabaul vorbei gesegelt.

Manuele ging es aber irgendwie immer schlechter. Körperlich sowie mental. Er meinte an einem Tag er sei gekidnappt worden und er würde Gerd anzeigen wenn er wieder an Land ist. Dafür hatte er sich dann zwar am nächsten Tag entschuldigt, aber Berg auf ging es mit ihm leider trotzdem nicht. Hauptsächlich was seine Gesundheit betraf. Hat plötzlich Fieber bekommen und Kopfschmerzen, Zitterattacken und Schwitzanfälle und und und..Ich habe mich dann nochmal über Malaria belesen und das hört sich für mich nach einem klassischen Fall von Malaria an. Hab ihm also meine Tabletten gegeben. Die nimmt er jetzt auch, auch wenn ihm die Nebenwirkungen nun auch noch zusätzlich zu schaffen machen. Auch Gerd geht es leider immer schlechter, meiner Meinung nach der gleiche Fall nur in nem früheren Stadium.
Thiemo und ich sind jetzt also erstmal auf uns alleine gestellt.

Kurswechsel in Richtung Arzt!
Die anderen beiden schlafen viel. Eigentlich sind sie konstant am schlafen. Gerd hat jetzt auch endlich seine Malariatabletten gefunden, bzw. Thiemo hat sie gefunden. Sie waren irgendwo unter einem Haufen Kram, in einer Ecke. Ohne Verpackung, nur mit einem kleinen Zettel, auf dem wohl steht wie man sie einnimmt. Auf indonesisch. Manchmal ist dieser Mann so chaotisch das man es fast nicht mehr glauben kann. Wie kann man denn in eine Apotheke gehen um so ein wichtiges Medikament zu kaufen ohne nach zu fragen wie man es einnimmt. Und wie kann man es denn dann auspacken und dann irgendwo in ne Ecke schmeißen. Das ist doch total verrückt! Es sind 4 Tabletten, und da er ja nicht weiß wie man die nehmen muss nimmt er sie halt irgendwie. Und das sind ja acht krasse Medikamente, die einfach irgendwie zu nehmen finde ich auch ganz schön krass. Allerdings wahrscheinlich besser als sich mit Malaria rumzuschlagen. Ich bin froh das ich davon verschont geblieben bin. Liegt wohl aber auch daran, dass ich immer am vorsichtigsten war von allen. Ich wurde zwar auch verstochen, aber eben meist tagsüber. Außerdem habe ich mich bevor ich an Land bin immer mit so nem Höllen Mosquitospray eingesprüht. Das hatte Gerd auf dem Schiff herumstehen, 99,7% Deet. Ja ich weiß, Chemiekeule hoch 2000, aber ich dachte mir immernoch besser als Malaria. Meist war ich auch vor Dämmerung wieder zurück auf Liberty.
Jedenfalls hat der Wind und heute und gestern verlassen. Gestern Nacht waren wir in Landnähe weshalb wir Nachtwache hatten. Ich hatte von 22-24 Uhr und von 04-06 morgens. Um 4 ist es dann langsam hell geworden und mir ist aufgefallen das wir in Richtung Land abdriften und Fahrt aufnehmen. Dank kleinem Vorsegel konnte ich Liberty drehen. Um halb 5 ist Thiemo dann aufgewacht und wir haben zusammen alle Segel hochgezogen und die Selbststeuernalage eingestellt. Dann kam auch schon der Wind wieder. Er blieb eigentlich auch recht konstant, bis er uns dann am Abend wieder verlassen hat. War mir ehrlich gesagt auch recht weil ich super müde war und gegen eine Nacht durchschlafen hatte ich echt nichts einzuwenden. Also: Alle Segel runter und ab in die Haia! :)
Heute morgen haben wir uns dann dazu entschieden den Motor anzuschmeißen und auf direktem Weg nach Buka zu fahren. Die Beiden brauchen dringend einen Arzt. Buka ist eine kleine Insel direkt vor Bougainville mit kleinem Hafen. Dort bekommen unsere zwei Patienten hoffentlich Hilfe. Gerade machen wir 4,6 Knoten, die Sonne scheint und das Meer ist super ruhig. Wenn es so weitergeht wären wir um 03:11 in Buka was ehrlich gesagt etwas suboptimal ist.Schätze wir müssen zwischendrin noch irgendwo eine kleine Pause einlegen. Ich sitze gerade übrigens wiedermal am Steuer. Der Kurs sind 120 Grad, also nach Südosten. Gestern tagsüber ist ein riesengroßer grauer Rochen an uns vorbei geschwommen. Auch die Delfine besuchen uns regelmäßig. Gestern Nacht waren sie wieder direkt neben Liberty. Irgendwann nachts muss auch eine Welle übers Dach gekommen sein. Dort liegen nämlich mind. 10 kleine Tintenfische vertrocknet auf dem Deck. Das passiert uns immer wieder das uns bei rauer See irgendwelche Unterwasserbewohner aufs Deck gespült werden. Fliegende Fische zum Beispiel.
Malaria
(01.03.16)
Es ist wieder so einiges passiert. Wir sind angekommen. Gestern morgen haben wir dann Besuch bekommen von der Quarantäne, dem Zoll und einem Arzt. Besser hätte es garnicht kommen können. Ich hätte Gerd hier nämlich glaube ich niemals von Liberty runter bekommen. Alle waren sehr freundlich und zuvorkommend. Der Arzt hat mit Manuele und Gerd gesprochen. Danach haben wir alle einen Malariaschnelltest gemacht. Einmal kurz ein pieken am Finger, ein Blutstropfen auf den Tester, fertig. Zuerst Thiemo: Negativ. Dann ich: Negativ. Dann Gerd: Positiv! Ohje! Und zwar hat er nicht einfach eine Art der Malaria, sondern direkt zwei. Plasmodium P. und Plasmodium V. Gerd hat sofort Medikamente bekommen die ich ihm nun immer zur richtigen Zeit verabreiche weil er immer noch so verwirrt ist. Einmal was, so ähnlich wie Malarone also die Tabletten die ich hatte gegen Plasmodium P. Das muss er jetzt 3 Tage nehmen, immer 4 auf einmal und alle 12 Stunden. Dazu noch alle 6 Stunden 1 Gramm Paracetamol um das Fieber zu senken und danach, also nach diesen 3 Tagen muss er noch 2 Wochen lang ein anderes Medikament nehmen gegen Plasmodium V. Manuele hat auch kein Malaria. Er hatte wahrscheinlich einfach einen Virus, der mit Paracetamol behandelbar ist. Ich hab das Gefühl Paracetamol benutzen die hier für alles mögliche. Gerd hatte nach den ersten 3 Dosen dieser Malaroneartigen Tabletten schon kein Fieber mehr, was sehr beruhigend ist. Er ist ultra schwach und kann sich kaum auf den Beinen halten. Vorher ist er auf dem Deck auch hingefallen. Heute kam dann unser Arzt namens Patrick wieder zu uns und hat ihm Blut abgenommen um seine Blutwerte zu testen. Er kann nämlich schauen wie viele Parasiten noch im Blut sind. Gegen Abend kam er dann wieder mit den Ergebnissen. Er hat sehr schlechte Blutwerte. Ist aber nicht untypisch für Malaria. Die Anzahl von Plasmodium P. In seinem Blut ist wohl schon sehr gesunken, aber Plasmodium V. Ist noch vermehrt da. Gute Neuigkeiten also, die Medizin scheint anzuschlagen. Zum Glück! Gestern hat und der Zollmensch eine Simkarte gebracht, damit wir im Notfall anrufen können. Obst hat er auch vorbei gebracht. Sehr nett, wir durften nämlich selbst überhaupt nicht an Land weil wir unter Quarantäne stehen. Er wird morgen auch nochmal vorbei kommen und und Holz mitbringen, damit wir und wieder Tee kochen können. Unsere Holzkohl ist nämlich alle. Es ist unglaublich wie wir hier umsorgt werden. Wirklich sehr beeindruckend. Ich bin super froh das wir genau hier halt gemacht haben. Ich hab auch echt ne kleine Pause gebraucht. Hatte einfach keine Energie mehr, jetzt bin ich auch etwas erkältet. Also Halsschmerzen, Kopfschmerzen und ein wenig Gliederschmerzen. Aber ich nehme Globulis und noch etwas das du Mum mir für solche Fälle mitgegeben hast. Weiß den Namen grad nicht mehr, aber ich habe schon das Gefühl es wird wieder besser. Jetzt heißt es also Energie tanken für weitere 1-2 Tage und dann weiter nach Gizo! Endspurt! 150 Meilen sind das noch. Das schaffen wir, wenn auch nur zu zweit oder zu dritt. Ich gehe jetzt mal schlafen, um 2 Uhr muss ich Gerd wecken wegen seiner Medizin:)
Ich liebe euch! Gute Nacht:)
Ein Engel als Arzt
(3. März)
Die Zeit vergeht schnell und doch irgendwie drückend langsam. Das liegt vielleicht daran das wir das Boot ja nicht verlassen dürfen. Und um uns herum aber überall Menschen sind. Heute Nacht um 2 hat Gerd seine letzten Tabletten gegen Plasmodium P. Genommen. Morgen wird dann ein Bluttest gemacht um zu schauen ob sie auch wirklich alle ausgemerzt sind. Patrick besucht uns jeden Tag mindestens ein mal. Ich glaube er ist ein Engel. Er bringt uns Essen und Wasser mit und hat die letzten zwei Nächte sogar Holzkohle für uns hergestellt. Es ist manchmal wirklich kaum zu glauben. Wenn ich daran denke wie viel Hilfe er wohl bei uns in Deutschland bekommen würde, wenn er krank und ohne Visa an der Grenze stehen würde, dann kann ich mich nur schämen. So ein hilfsbereiter, gütiger Mensch ist mir wirklich selten wenn nicht noch nie begegnet. 49 Jahre alt ist er. Von 2001 bis 2003 war er der einzige Arzt auf Bougainville. (Bougainville hat 280000 Einwohner!) Dieser Mann ist ein Wunder. Morgen testet er nochmal bei uns allen das Blut, nur um sicher zu gehen. Gerd geht es vieeeel besser! Also, kein Fieber mehr und der ist mental wieder komplett der Alter, was mich wirklich sehr beruhigt. Seine Verwirrtheit hat mich schon ultra beängstigt. Körperlich ist er aber immer noch sehr schwach. Aber mit genügend Essen, Wasser und Schlaf sollte auch das bald wieder werden. Hoff ich! Ich will hier nämlich auch echt so langsam weg. Fühle mich als wäre ich in einem Krankenhaus eingesperrt obwohl ich gesund bin. Ich hoffe so in 2 Tagen ist es endlich soweit und wir können los. <3


Endlich geht's weiter!
(Samstag 05.03.2016)
Eigentlich wollten wir ja heute morgen gegen 8 Uhr los, jetzt kam es aber doch irgendwie wieder anders. Gestern Abend kam Patrick nochmal vorbei, er hatte seine Gitarre und Bier dabei und wir hatten wirklich einen geselligen Abend. Er hat selbst komponierte Lieder gesungen und dazu auf seiner Gitarre gespielt. Das war unglaublich schön. Lieber über die Liebe, Frieden und übers glücklich sein. Dieser Mann muntert uns richtig auf. Gerd geht es so lala weil er jetzt wieder irgendwelche merkwürdigen Pickel bekommen hat die sehr weh tun. Ich bin die einzige hier auf diesem Schiff, die kein Antibiotika oder sonst irgend nen Kram nehmen musste. Dafür bin ich wirklich sehr dankbar. Malaria hat Gerd aber überwunden, seine Blutwerte sind wieder gut. Das ist sehr erfreulich:) So wies aussieht geht es gegen 14 Uhr los, das heißt in 3 Stunden. Ich kann's ehrlich kaum erwarten.

Kein Wind, kein Diesel.
Ich glaube heute ist Mittwoch, der 9. März.
Dein Geburtstag kleiner Brunder!
Ich hoffe du bekommst heute was extra leckeres zu essen. Ich denke an euch <3
Wie immer ist in den letzten Tagen wieder so einiges passiert. Nachmittags am 5. sind wir also losgefahren und haben Buka verlassen. Darüber waren wir alle ziemlich froh, denn in Buka gab's auch echt düstere Gesellen. Wir wurde fast jede Nacht besucht, zwei mal sind sie sogar auf Liberty geklettert und wir mussten sie verjagen. Sie haben uns auch Schnorchel, Taucherbrille und zwei Bettlaken geklaut. Einmal waren sie auch total besoffen und sehr respektlos. Müsste so nachts um 4 gewesen sein. Wir haben sie oben auf dem Deck gehört. Manuele ist direkt in Panik verfallen und hat mit einer Machete rumgefuchtelt. Ich bin direkt hoch aufs Deck gestiefelt, tot müde und einfach nur genervt und hab sie angebrüllt sie sollen sofort verschwinden. Gerd hatte mir noch nen riesen Scheinwerfer in die Hand gedrückt mit denen ich ihnen direkt ichs Gesicht geleuchtet hab. Fanden sie überhaupt nicht lustig. Abgedampft sind sie aber trotzdem.

Jedenfalls sind wir dann los, ich glaube so gegen 15 Uhr. Im 3 Stunden Rhythmus haben wir uns mit Steuern abgewechselt, zu dritt. Also immer 6 Stunden Schlaf oder Freizeit dazwischen. Das ging voll klar. Um 9 Uhr morgens sind wir dann auf der Schatzinsel (Monoisland) angekommen. Wir haben dort nen Stop gemacht weil wir befürchtet haben das unser Diesel nicht bis Gizo reicht und weil unser Motor einige Male etwas zu heiß gelaufen ist. Ahja und weil es auf Mono keine Krokos gibt und das die letzte Möglichkeit ist nochmal unten am Schiff die Muscheln abzukratzen. Ich bin also, nachdem der Anker gefallen war, direkt ab ins Wasser und hab mich ans abkratzen gemacht. Hab fast alles abgekratzt bekommen inklusive Ruder und Propeller. Alleine. Gerd meinte das hätte noch keiner gebracht, ohne Tauchausrüstung und ganz alleine. Aber ich muss sagen mir hat das echt Spaß gemacht. Ich liebe es im Meer zu sein. Gerd meinte er will vielleicht eine Geschichte über mich und diese Reise hier schreiben. Ich bin sehr gespannt ob was draus wird.
Auf der Schatzinsel hatten wir ein riesen Glück. Zuerst einmal hatte Manuele einen mittelgroßen Ausraster und wollte das Schiff einfach so verlassen. Hatte schon sein Backpack gepackt und wollte mit einem Einheimischen auf seinem Kanu einfach so abhauen. Auf einer Pimpfinsel am Anfang der Salomonen. Ohne Visa, ohne garnichts. Komplett verrückt. Als Gerd dann aber zu den Einheimischen meinte das er der Kapitän dieses Schiffs ist und das niemand einfach so das Schiff verlässt ohne sein Einverständnis, ist Manuele komplett ausgeflippt. Er meinte er sei gekidnappt worden und wird hier festgehalten ohne das er es will. Er meinte auch er sei Italiener und hat nichts mit uns deutschen hier zu tun. Dann hat er hysterisch „help me“ rumgebrüllt und nach der Polizei verlangt. Genau genommen hat er den Einheimischen in seinem Kanu angebettelt das er doch bitte die Polizei holen soll. Sowas von komplett daneben dieses ganze Drama. Ist mir schon die ganze Reise über aufgefallen das der Typ komplett Paranoid ist. Ich hab ihm dann gesagt das er extrem übertreibt, daraufhin meinte er dann wir seien alle Lügner und man darf uns ja nichts glauben. Komplett gestört. Jedenfalls kam dann 10 Minuten später die Polizei, offizell gekleidet, in einem Kanu daher gefahren. War ein köstliches Bild. Sie waren glücklicherweise sehr freundlich. Manuele hat dann noch versucht uns in sie Sch… zu reiten indem er von den Stops ohne Visa erzählt hat. Hat die zwei aber null interessiert. Haha! Die haben ihn dann mit an Land genommen damit er sich mal beruhigt und uns gesagt das wir hier innerhalb der nächsten 24 Stunden gehen müssen. Und das lag ja auch in unserm Interesse. Wir sollten auch noch zum Chief gehen, was wir dann ca. 2 Stunden später auch gemacht haben. Der war auch super freundlich, Gerd hat ihm auch wie es sich gehört, ein Geschenk mitgebracht. Er hat sich gefreut und meinte wir dürfen gerne die Insel erkunden. Wunderschöne kleine Insel mit super lieben Menschen.



Nach dem Spaziergang saßen wir noch etwas am Strand, Manuele war jetzt auch wieder aufgetaucht. Ich hab ein wenig mit den Polizisten gequatscht und auch mal gefragt ob sie denn Diesel hier haben. (Das war natürlich sehr sehr unwahrscheinlich). Der Polizist meinte nein, da sie nur Benzin für ihre Boote brauchen. Neben ihm stand aber ein Einheimischer namens Juda (Tschuda ausgesprochen), der meinte er hätte 200 Liter Diesel weiß aber nicht was er damit machen soll. Hahaha! Wow! Wie viel Glück kann man denn bitte haben. Am Ende haben wir einen super Tausch gemacht mit dem alle Glücklich waren. Abends haben wir dann also bis in die Nacht hinein das Diesel auf Liberty geschafft. Wow.
Am nächsten Morgen hab ich nochmal Muscheln abgekratzt, Juda und Jeff waren zu Besuch und Gerd hat den Filter im Motor ausgetauscht. Das Diesel aus Jayapura war wpohl echt übles Zeug und hat so einiges im Motor verunreinigt. Als wir dann um 12:30 den Motor starten wollten, um 10 hätten wir eigentlich weg sein müssen, ging dieser nicht mehr an. Ohoh! Ich und Gerd sind also runter in den Maschinenraum und haben herausgefunden das der Zylinder vollgelaufen war mit Wasser. Das Problem hatten wir schonmal in Jayapura. Heißt ein oder zwei Einspritzdüsen ausbauen und leer pumpen. Gesagt, getan! :)Daumen gedrückt und Motor gestartet! Und YEYYY, es hat geklappt. Also haben wir uns so um 14:30 auf den Weg nach Gizo gemacht. Mit frischem Diesel, sauberem Schiffsrumpf und repariertem Motor! Und ja, da kommen wir in wenigen Stunden an, ich kann Gizo schon sehen. Wohooo, ich freu mich so! :) Von Gizo geht‘s nämlich ab nachhause!
Gizo


Home sweet home
(17.03.16)
Ich sitze im Flugzeug in Richtung Heimat. Man war das eine verrückte Zeit. Ich glaube ich hab das noch gar nicht so richtig realisiert. Es ist soo viel passiert. Die Salomonen sind wunderschön und die Menschen sind auch der Wahnsinn. Ich habe wieder so liebe, zuvorkommende, lustige Menschen kennen gelernt. In Gizo wurde Gerd wieder krank, er hatte die Malaria wohl immer noch nicht ganz überwunden und mit seinen Eisenwerten sah es nicht gut aus. Ich habe ihn ins Krankenhaus gebracht und eine Nacht neben ihm auf dem Boden geschlafen. Am nächsten Tag wollte ich für ihn Blutspenden, hätte sogar gepasst mit den Blutgruppen aber ich durfte nicht da ich auch einen Eisenmangel hatte. Zum Glück hat er dann einfach eine Blutspende aus dem Krankenhaus bekommen. Wir haben hier zum Glück sehr viel Hilfe bekommen. Von Lawry Wrickham und seiner Familie zum Beispiel. Sie haben mich so lieb behandelt. Als Gerd im Krankenhaus war und ich nicht alleine auf Liberty schlafen wollte durfte ich in Lawrys und Reginas Bett schlafen! Mit Regina zusammen. So süß! Lawry hat auf dem Boden geschlafen!! Ich meinte das das echt nicht sein muss und er meitne darauf nur, ach das das eh besser sei für seinen Rücken. Am nächsten morgen haben sie mich geweckt und Lawry und Ich sind zusammen mit Ambon (einem Freund) und Sam zur Fähre gegangen. Sam ist 27 und der Freund von Lawrys Tochter Caroline. Lawry hatte auch noch Geburtstag, er ist 70 geworden. Er hat mich schriftlich eingeladen! Das war eine wirklich schöne Party! :) In seinem Yachtclub PT 109. Yachtclub hört sich so fancy an, stellt es euch eher vor wie eine süße kleine Südsee Strandbar! :) Es gab ein leckeres Buffet und Bier und Getränke für alle!:) Es wurde Gitarre gespielt und Musik gehört und die Stimmung war toll!
Die Fahrt nach Honiara, von wo aus mein Flug ging, hat 24 Stunden gedauert und war wirklich schön. Ich hab viel mit Sam und Lawry gechillt. Sam hat mir noch ein paar Lieder geschickt für meine Weiterreise und Lauwry ist bei jedem Stop mit mir an Land zu den jeweiligen Märkten gegangen, damit ich das auch noch alles sehe. So lieb! Die 4 Stunden gingen wirklich schnell rum obwohl ich nur 2 Stunden geschlafen habe. Vielleicht lag das auch an dem ein oder anderen Kaffee! :D Angekommen in Honiara sind ich und Lawry zu meinen guesthouse, das hatte er für mich organisiert. Zahlen wollte er es dann auch noch unbedingt. Schon verrückt wie ich behandelt wurde, es war fast schon etwas unangenehm. Auch Sam kam mich dort besuchen, wir sind zusammen durch Honiara gefahren und er hat mir ein bisschen die Stadt gezeigt. Danach haben wir noch gemeinsam eine Zigarette geraucht auf meinem Balkon im Hostel. Plötzlich hat es dann wie verrückt an der Tür geklopft. Es war Caro, Sams Freundin. Die ist total ausgerastet, Eiversuchtsattacke hoch 2000. Ist explodiert wie ne Bombe, sowas hab ich noch nicht gesehen. Zum Glück war da ein Sequritytyp names Ed, sonst hätte die mich echt verkloppt. Dazu kommt noch das sie am Flughafen arbeitet und mich hätte auschecken müssen am nächsten Tag. Ich dachte mir schon die reißt mir am nächsten Tag am Flughafen den Kopf ab, so sauer war sie. Sie ist am nächsten tag aber dann nicht zur Arbeit gekommen, was mich sehr beruhigt hat muss ich sagen. Das war noch ein ganz schön verrückter Abschluss. Ist dort wohl nicht so normal das Mann und Frau einfach nur zusammen chillen oder Freunde sind. Puh! In Gizo habe ich mir noch ein Handy gekauft für 100 Euro, war leider das günstigste. Jetzt kann ich aber Musik hören, das macht mich sehr glücklich.
Hier im Flugzeug ist es arschkalt. Das bin ich garnicht mehr gewohnt nach Monaten in der Sonne. Ich ziehe mir jetzt mal meinen Pulli über und schlaf ne Runde. In 3 Stunden bin ich in Australien. <3
Was für eine verrückte, bunte, schöne, krasse, anstrengende Zeit. Ich will es nicht missen wollen. Das Ganze ist jetzt schon eineinhalb Jahre her, was ich schwer glauben kann. Die Zeit rennt! Vor allem jetzt im Nachhinein merke ich immer wieder, in den verschiedensten Situationen, wie viel mir diese Reise gebracht hat. Dafür bin ich unglaublich dankbar. Danke Gerd das du das möglich gemacht hast! Danke für diese wunderbare Erfahrung, für diese unglaublichen Eindrücke und für diese wunderschönen Bilder.
An euch, danke fürs lesen! Es war mir eine Freude alles noch einmal zu durchleben! :)
Und denkt daran, wenn das nächste Abenteuer auf euch zurollt, springt nicht auf die Seite, sondern lasst euch mitreißen!
Vielleicht ist es das größte eures Lebens! :)
Eure Ilka <3
Comments